Modell vom Karlsplatz mit dem Siegerentwurf von Winkler + Ruck Architekten
(Klagenfurt) mit Ferdinand Certov (Graz). Foto: Peter Kainz
© Wien Museum

 

Einladung zur Wettbewerbsnachlese Architekturwettbewerb "Wien Museum neu"

am Freitag, 5. Februar 2016

Der offene, zweistufige Realisierungswettbewerb "Wien Museum neu" wurde im November 2015 formal eindeutig entschieden. Angesichts des überbreiten Lösungsfächers beschäftigen sich seitdem aber nicht nur die Teilnehmer(innen) mit der Diskrepanz zwischen der Entscheidung des Preisgerichts und der erklärten Absicht des Auslobers. Im Auslobungstext stellte der Bauherr fest: "Der besondere Reiz der am Standort realisierbaren architektonischen Lösungen wird aus der Spannung zwischen Alt und Neu, zwischen Tradition und Moderne zu entwickeln sein. Mit der Generalsanierung und Erweiterung des Museums soll darüber hinaus die einmalige städtebauliche Chance ergriffen werden, ein innerstädtisches Gesamtareal mit Qualität neu zu prägen."

Der Wettbewerb war in Kammer-Kooperation gemäß WSA 2010 ausgelobt worden. Der "Realisierungsteil" des Wettbewerbsgebietes umfasste den Haerdtl-Bau und eine nach Westen nicht begrenzte Teilfläche des Karlsplatzes. Als "Ideenteile" waren das Winterthur-Gebäude und die Straßenzüge östlich des Museums eingeschlossen. 274 Teilnehmer reichten Wettbewerbsarbeiten in der 1. Stufe ein. Unter den 14 Teilnehmern der 2. Stufe rangierte das Preisgericht drei Preise und drei Anerkennungspreise.

Offenbar hat sich der Erwartungshorizont des Auslobers während des Verfahrens verschoben. Die Verfahrenswahl und der Beurteilungsvorgang werfen prinzipielle Fragen für das Wettbewerbswesen auf:

  • War ein allein stehender Realisierungswettbewerb bei dieser stadträumlich komplexen Aufgabe angebracht?
  • War die Entwurfsaufgabe zu eng (ohne Winterthur-Gebäude) oder zu weit (mit Karlsplatz-Teil) gefasst, um dem städtebaulichen Sachverhalt gerecht zu werden?
  • Macht in einem maßstabsübergreifenden Realisierungswettbewerb eine zweite Stufe ohne städtebauliche Präzisierung in der ersten überhaupt Sinn?
  • War die Beurteilungsmethode mit Aufteilung der Jury und daraus resultierend ein personell uneinheitliches Beurteilungsgremium in der 1. Stufe wettbewerbstauglich?
  • Welche Verbindlichkeit des Wettbewerbsgegenstands darf die Architektenschaft von einem öffentlichen Auslober erwarten? (Oder: Wie weit darf ein Auslobungstext seinem Auslober vorauseilen?)
  • Sind die Kooperationskriterien des WSA hinsichtlich "utopischer" Verfahrensgegenstände von Realisierungswettbewerben zu schärfen?
  • Brauchen kammerkooperativ durchgeführte Realisierungswettbewerbe als Grundlage verbindliche K.o.-Kriterien, etwa zu Denkmalschutz, Entwurfsperimeter, Bauordnung, Bebauungsplan, technischer Machbarkeit?

Die Verfahrensnachlese soll Antworten auf diese und andere Fragen geben und Argumente für bessere Kammerkooperationen bei Wettbewerben sammeln.

Es werden zuerst Informationsrundgänge in kleinen Gruppen durch die Wettbewerbsausstellung im Wien Museum stattfinden. Die Gruppen werden von jenen Architekt(inn)en geführt, die anschließend auch das Podium in der Diskussion bilden.

Programm:

  • 15.00 bis ca. 17.30 Uhr: Ausstellungsrundgang in geführten Gruppen
    Treffpunkt: Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien
  • Ab 18.00 Uhr Podiumsdiskussion
    Treffpunkt: Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Karlsgasse 9, 1040 Wien

Mit

  • Arch. DI Michael Anhammer, Wien
  • Arch. DI Martin Brischnik, Graz
  • Arch. DI Michael Hofstätter, Wien/Linz
  • Arch. DI Christine Horner, Wien
  • Arch. Prof. DI Roger Riewe, Graz/Berlin/Kattowitz
  • Mag. arch. Kristina Schinegger, Wien/Salzburg
  • Moderation: DI Walter Chramosta

Wir ersuchen um verbindliche Anmeldung bis Mittwoch, 3. Februar 2016 per E-Mail an kammer@arching.at

Mit kollegialen Grüßen

Arch. DI Christoph Mayrhofer, Vorsitzender Sektion Architekten

Arch. DI Bernhard Sommer, Vizepräsident