Unabhängige Kontrolle durch ZT zahlt sich aus, besonders wenn Steuergeld fließt!

"Der behutsame Umgang mit beschränkten Ressourcen ist nicht nur unter dem Aspekt des Umweltschutzes ein Gebot der Stunde, sondern auch im Hinblick auf den Umgang mit Steuergeld", appelliert DI Erich Kern, Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen und Vorsitzender des Ressorts Regelwerke. Hier finden Sie per Klick die gegenständliche APA-Aussendung.
Das Engagement der "technischen Notare", der ZiviltechnikerInnen in Normungsgremien, verhinderte schon manchen Unsinn und sparte bereits Unmengen an Steuergeld, größtenteils durch Arbeit "hinter den Kulissen". Einige Erfolge, wie die abgewehrte "Kosten-Lawine bei Aufzügen" oder das unterbundene "Aus für gewendelte Treppen in Wiener Gründerzeithäusern" wurden von MedienvertreterInnen aufgenommen. Diese Artikel und Hintergründe auch zum aktuellen Thema "Normen für Schulausflüge, die unüberschaubare Haftungen für das Lehrpersonal auslösen", lesen Sie weiter unten. Bitte gerne scrollen, vorab geht es um Grundsätzliches:

  • Es geht um den Weiterbestand der Unabhängigkeit von ZiviltechnikerInnen und darum, den Wert dieser Unabhängigkeit für die Gesellschaft aufzuzeigen. Exemplarisch hier am Beispiel "Normen" dargestellt. Wie weit darf Lobbyarbeit in Normungsgremien gehen?

Viele glauben mit Normen nicht viel zu tun zu haben und sind darüber auch nicht besonders beunruhigt. Durch den Vergleich zu einem aktuellen Fall in der Covid-19-Krise ist die Komplexität der Normung und ihre Bedeutung für die Öffentlichkeit, leichter aufzuzeigen: "Verwaltungsgericht kippt Corona-Strafe", titelte die Wiener Zeitung am 15.5.2020. Wie ist es möglich, dass man kein Gesetz missachtet und doch gestraft wurde? Dieses Thema rund um die Ausgangsbeschränkung wird derzeit heiß diskutiert, regt Menschen auf und gleichzeitig übersieht man, dass dies leider schon lange die gängige Praxis ist.

  • Es ist völlig egal, ob man Gesetze, z.B. Baugesetze einhält. Wenn man gegen den "Stand der Technik" verstößt, hat man ein Problem. Und zwar zivilrechtlich.
  • Es ist zunehmend egal, was man gelernt und welche Meisterprüfungen man abgelegt hat. Denn den Umfang der Berufsausübung bestimmen nicht mehr die Berufsgesetze alleine, sondern auch Normen, die für bestimmte Aufgaben "Zertifizierungen" vorsehen - unabhängig davon, ob man aufgrund seiner Ausbildung befähigt ist, oder nicht.

Grundsätzlich wäre es zu begrüßen, wenn Normen das Gesetz ergänzen und Bereiche regeln, wofür die Gesetzgeberin keine Zeit hat, oder ihr das entsprechende Wissen fehlt.

  • Das Problem dabei ist, dass Normen nicht von gewählten RepräsentantInnen des Volkes geschrieben werden, sondern von ExpertInnen. Diese ExpertInnen bekommen dafür kein Entgelt. Normenarbeit findet "in der Freizeit" statt.
  • Ist es da verwunderlich, dass Normengremien oft von Lobbyisten der Industrie bestimmt werden? Das Ergebnis dieser Normenarbeit ist dann freilich nicht immer zum Wohle der Gesellschaft (allein), siehe Beispiele unten.

Wenn man bedenkt, dass über 80% der Normen, die für Österreich Gültigkeit haben, nicht mehr in Österreich geschrieben werden, sondern in der EU und international, dann versteht man, dass eine unabhängige Vertretung der österreichischen Interessen in diesen Normengremien von besonderer Bedeutung ist. Die Vertretung durch unabhängige ExpertInnen ist relevant für den Schutz unserer KMU und für die Gewährleistung, dass Volksvermögen nicht durch unsinnige Vorschriften vernichtet wird.

  • ZiviltechnikerInnen stellen oftmals diese unabhängige Vertretung dar.
  • Sie zeigen Fehlentwicklungen auf, wie z.B. unnötige Verschärfungen für bestehende Aufzüge, die Millionen Euro kosten würden oder Normen für Schulausflüge, die unüberschaubare Haftungen für das Lehrpersonal auslösen.

Jetzt geht es aber den ZiviltechnikerInnen selbst an den Kragen. Ihre Unabhängigkeit, die vor allem auf dem Prinzip der Trennung zwischen Planung und Ausführung beruht, ist bald Geschichte. Dies sei nicht EU-konform. Die Lobbyisten in den Normengremien wird es freuen...
Wir werden uns jetzt und sobald diese geplante Novelle des ZTG in Begutachtung geht wehren, die Unabhängigkeit zu verlieren. Es würde uns hierbei sehr helfen, wenn die Gesellschaft den Wert und Nutzen dieser ureigenen, österreichischen Unabhängigkeit erkennt. Bevor es zu spät ist.

Aufzüge: Kontrolle durch ZiviltechnikerInnen zahlt sich aus

Wir rechneten (ehrenamtlich) die Notwendigkeit zur neuerlichen Nachrüstung bestehender Aufzüge auf den Stand der Technik nach und kommen zum Schluss, dass sich weder eine kurzfristige Nachrüstung noch eine neuerliche gesetzliche Überprüfungspflicht aller Aufzüge in Wien begründen lässt. Weder das eine noch das andere steht in einem vertretbaren Verhältnis zu den anfallenden Kosten. Setzt man die Kosten für die Überprüfung eines bestehenden Aufzugs mit 300 Euro an, dann ergibt das bei ca. 46.000 Aufzügen in Wien - nur durch die Einführung einer zusätzlichen Überprüfungspflicht - eine Gesamtsumme von gerundet 14 Millionen Euro. Die Steuerzahlenden würden für die ca. 9.000 zu überprüfenden Aufzüge der Stadt Wien direkt mit 2,7 Millionen Euro zur Kasse gebeten. Falls - mangels anderer Richtlinien - die neuen Liftnormen eine Nachrüstung auf den neuesten Normenstand "erzwingen" würden, ist natürlich mit einem Vielfachen dieser Werte zu rechnen. Dieser Bericht (hier downloaden) ist ein weiteres Ergebnis der ausgezeichneten fachlichen Zusammenarbeit zwischen Kammer und Magistrat der Stadt Wien.

Gewendelte Treppen in Gründerzeithäusern: Kontrolle durch Ziviltechniker zahlt sich aus
Unser Ansatz von 2017 bei der Bewertung von Bestandsgebäuden (hier downloaden) mit der Nachweisführung im Sinne des § 68 Bauordnung, das aktuelle Schutzniveau zu ermitteln und mit dem Schutzniveau des Bestandes zu vergleichen, wurde in die OIB-Richtlinien, Ausgabe 2019 übernommen und somit österreichweit ins Baurecht integriert. Das ermöglicht den ressourcenschonenden und volkswirtschaftlich sinnvollen Umgang mit Bestandsgebäuden.
#sicherplanenwirkt

Pressespiegel:
Vielen Dank an die Presse für das Interesse an der ehrenamtlichen Arbeit der ZiviltechnikerInnen. Am 11.11. titelten orf.at und ORF-Wien schon "Neue Aufzugsnorm: Millionenkosten für Wien". Weiters dürfen wir auf folgende Berichte verweisen: