Prof. Dr. DI Wolfdietrich Ziesel - Ein Doyen der Bauingenieurkunst verstorben

Wie der Kammer soeben mitgeteilt wurde, ist gestern, am 22. Dezember 2015, der bekannte österreichische Bauingenieur Professor Dr. Dipl.-Ing. Wolfdietrich Ziesel im 82. Lebensjahr verstorben.

Ziesel hat die österreichische Baukunst und ihr nationales wie internationales Ansehen in den letzten Jahrzehnten entscheidend mitgestaltet. Zahlreiche Auszeichnungen - darunter der Adolf-Loos-Preis für die Brücke "Hackinger Steg" in Wien, der Europäische Stahlbaupreis und der Staatspreis Consulting für die Überdachung der Hanghäuser in Ephesos - dokumentieren das erfolgreiche Schaffen Ziesels.

Wolfdietrich Ziesel wurde am 20. April 1934 in München geboren, maturierte 1952 in Salzburg. Danach studierte er in Rekordzeit an der Technischen Universität in Wien Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Konstruktiver Ingenieurbau, diplomierte 1957 und promovierte 1958 zum Doktor der technischen Wissenschaften. Er war Assistent am Lehrstuhl für Stahlbau an der technischen Hochschule Darmstadt, wo er als Assistent des berühmten Stahlbauers Professor Klöppel eine Doktorarbeit zum Thema "Exakte Berechnung mehrfach abgespannter Maste" schrieb.

Nach Wien zurückgekehrt, beschloss Wolfdietrich Ziesel nun auch noch Architektur zu studieren. Er wurde in die Meisterklasse von Professor Roland Rainer an der Akademie der bildenden Künste aufgenommen, studierte dann doch nicht Architektur, denn er wurde mit Ingenieurarbeit überhäuft und entdeckte, "dass man durch intensive und innovative Tätigkeit in unserem Fach als Bauingenieur auch etwas lernen und leisten kann".

Seit 1960 hatte Ziesel als Zivilingenieur für Bauwesen ein Konstruktionsbüro in Wien. Von 1977 bis 2000 war er Hochschulprofessor und Vorstand des Instituts für Statik und Tragwerkslehre an der Akademie der bildenden Künste. Ziesel hat rund 700 Projekte im In- und Ausland entworfen und konstruiert und damit wesentlich zum Ansehen der Republik Österreich sowohl in seiner Heimat als auch in der internationalen Staatengemeinschaft beigetragen, wofür er zahlreiche Preise, darunter das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik erhielt.

Das Präsidium der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich bedauert den Tod eines großartigen Ingenieurs, der, so Präsident DI Peter Bauer "durch kreatives Denken im Entwurfsprozess zu innovativen Lösungen fand, die viele Generationen von Ziviltechnikern prägte, der durch sein weltoffenes Denken eine Brücke zu Architekten schlug und durch seine Fähigkeit zu interdisziplinärem Dialog diesen die Scheu vor der Zusammenarbeit nahm".

Die Verabschiedung findet am Donnerstag, den 14. Jänner 2016 um 12 Uhr in der Nussdorfer Pfarrkirche zum hl. Apostel Thomas, 1190 Wien, Greinergasse 25, statt.

Schriftliche Kondulationen können Sie an die Tochter Martina Ziesel, Lackierergasse 6/9, 1090 Wien, E: zie@gmx.at senden.